21.08.2023

Auf einen Gipfel mit: Mareile Hertel

Von Annalena

Mareile Hertel: eine extrem Ultra-Ausdauersportlerin

Mareile Hertel ist eine der weltweit besten extrem Ultra-Ausdauersportlerinnen. Unter anderem ist Mareile seit 2019 Weltrekordhalterin über die Triple Ultratriathlon-Distanz in einer Zeit von 37:18:17 Stunden. Außerdem konnte sie prestigeträchtige Rennen wie das “Race across Italy” gewinnen und 500 Kilometer (!) Non-Stopp laufen. Aber auch bei MOUNTAINMAN war die Sportlerin schon mehrmals erfolgreich am Start. So beispielsweise beim MOUNTAINMAN Nesselwang 2023 über die Marathondistanz. 

MOUNTAINMAN:

Hi Mareile, vielen lieben Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Du hast schon echt viel “krasse” sportliche Herausforderungen gemeistert. Meinen größten Respekt erstmal an dieser Stelle; das ist echt sehr beeindruckend. Du bist eine extrem Ultra Ausdauersportlerin. Was genau ist das denn eigentlich und ab welchem Zeitpunkt darf man sich zu diesen Ausnahmesportler*innen zählen?

Mareile:

Der Begriff “Ultra” vor den einzelnen Disziplinen wie Rad, Lauf oder auch Schwimmen wird immer wieder dann verwendet, wenn in der jeweiligen Sportart die dafür typische definierte Langdistanz überschritten wird. Beim Laufen ist das beispielweise der Marathon mit 42,2 km – ab 43 km wäre ein Lauf per Definition ein “Ultra-Lauf”. Beim Triathlon kennt man die Langdistanz sicher vom IRONMAN Hawaii mit 3,8 km Schwimmen, 180 km Rad und 42,2 km Laufen. Ich halte den Weltrekord über den Triple Ultratriathlon, also über 11,4 km Schwimmen, 540 km Rad und 126,6 km Laufen. 

MOUNTAINMAN:

Wie bist du zu diesen extremen Challenges gekommen?

Mareile:

Mein erster Wettkampf im Laufen Anfang zwanzig war ein Marathon, den ich mehr oder minder aus dem Stand ohne großes Training gelaufen bin. Als ich dann begann etwas spezifischer auf die Marathon Distanz zu trainieren, stellte ich fest, dass mir am Marathon Training die langen Läufe am meisten Spaß machten und so suchte ich, ob es nicht auch “mehr gibt als Marathon” – eh voila war ich beim Ultralaufen gelandet. So begann das erfolgreiche Spiel von 100 km Läufen über 100 Meiler bis hin zu einem 500 Meilen Lauf.

MOUNTAINMAN:

Wenn du aus deinen zahlreichen Erfolgen einen auswählen müsstest, welches war dein bedeutendstes Race und warum?

Mareile:

Puh, das ist schwer zu beantworten. Ich hatte sehr viele extreme Rennen, bei denen ich sehr froh war, als ich das Ziel erreichte, wie beispielweise beim “Bocaina-Schwimmen” von Lanzarote nach Fuerteventura, bei welchem uns auf dem offenen Meer ein Unwetter “überraschte”. Für mich emotional war auch mein erster 100 km Lauf in Biel. Auf den 1.000 m von 99 km bis zu der dreistelligen Zahl 100 übermannte mich der Stolz und die Freudentränen, diese Distanz tatsächlich unter zehn Stunden geschafft zu haben. Bisher am bedeutendsten war aber sicher der Weltrekord über den Triple Ultratriathlon 2019. Ich habe mich über ein Jahr diszipliniert darauf vorbereitet und in dieser Zeit dem Ziel Weltrekord viel untergeordnet. Am Wettkampftag selbst herrschte extreme Hitze, die zusätzlich Körner und Energie kostete. Dennoch verlief an diesem Tag fast alles nach Plan und mein Team hat mich nach dem zuvor minutiös geplanten (Verpflegungs-)Ablauf perfekt supportet. Wir waren alle so happy als all die Anstrengung und Entbehrungen in diesen Riesenerfolg mündeten. 

MOUNTAINMAN:

Ja, ein gutes Team ist echt gold wert 🙂 

Ich stelle mir solche langen Races und Belastungen vor allem mental sehr herausfordernd vor. Bereitest du dich speziell darauf vor? Oder hast du so etwas wie eine bestimmte Routine, die du vor deinen Races durchspielst?

Mareile:

Ich arbeite sehr viel mit Bildern in meinem Kopf. Ich male mir gedanklich aus, wie ich zu der anvisierten Zeit durch den Zielbogen laufe oder radel. Das hilft mir auch bei sehr langen Distanzen das Ziel nicht “aus dem Kopf zu verlieren”, denn für die Augen ist das Ziel meist viel zu weit weg. Ich folge dem Ansatz, was du dir vorstellen kannst, das kannst du auch erreichen – und der Erfolg gibt mir recht.

MOUNTAINMAN:

Du bist nicht nur im Triathlon, auf dem Rad oder im Wasser erfolgreich, sondern auch im Trailrunning. Was hat dich auf darauf gebracht?

Mareile:

Das ist einfach zu beantworten: die Liebe zu den Bergen und die klimatischen und sportlichen Herausforderungen, die damit verbunden sind. Ich bin schon “Trails” gelaufen, da hieß es noch (Ultra-)Berglauf. Zu dieser Zeit waren nur Bergspezialisten dort unterwegs, aber es ist schön zu sehen, wie sich mittlerweile eine große Trail-Run Community gebildet hat, die diesen Sport mit Freude betreibt. 

MOUNTAINMAN:

Stimmt, das ist wirklich schön zu sehen.

Ich stelle es mir extrem schwierig vor, dein Trainingspensum in den Alltag zu integrieren. Wie bekommst du das hin? Und wie viele Stunden trainierst du eigentlich wöchentlich?

Mareile:

Das ist in der Tat eine große Herausforderung, die nur mit Motivation und Disziplin zu meistern ist. Je nachdem, in welcher Periode meiner Trainings ich mich befinde, trainiere ich neben meiner Vollzeitarbeit als Ingenieurin zwischen 15 und 40 Stunden in der Woche. 

MOUNTAINMAN:

Nochmal zurück zu den Trails. Du wohnst im schönen Ostallgäu, quasi einem Traileldorado. Wo ist deine Lieblingstrail-Strecke.

Mareile:

Schwierige Frage, denn es gibt ausschließlich schöne Trails im Ostallgäu :). Sehr gerne laufe ich aber im Areal der Reuter Wanne (Anmerkung der Red: Reuter Wanne ist Teil des MOUNTAINMAN Nesselwang) oder des Wankerflecks. 

MOUNTAINMAN:

Wir hatten die Ehre dich schon ein paarmal bei MOUNTAINMAN an der Startlinie begrüßen zu dürfen. Gab es für dich einen besonders schönen MOUNTAINMAN-Moment?

Mareile:

Es ist immer schön bei MOUNTAINMAN am Start zu stehen. Die Orga und die Verpflegung ist mega gut und die Stimmung sowieso. Mystisch war der Nebel und Schnee letztes Jahr in der fränkischen Schweiz beim Nikolaus-Trail in Pommelsbrunn. Der Starkregen dieses Jahr in Nesselwang hatte auch was 😉 . Ich finde, dass “nicht perfektes Wetter” die Läufer immer mehr zueinander bringt. Man achtet mehr aufeinander und “beißt sich da gemeinsam durch” – das mag ich sehr. 

MOUNTAINMAN:

Da hast du Recht. Der Zusammenhalt ist auch eine der sehr schönen Sachen, die man im Trailrunning erlebt.

So last but not least: wenn du es uns schon verraten darfst, was sind deine nächsten Projekte und Ziele?  

Mareile:

Nachdem ich 2022 und Anfang 2023 aufgrund einer Hand OP etwas kürzer treten musste, bin ich derzeit wieder am Pläne schmieden. Ich bereite mich auf die Saison 2024 vor, in der ich plane, einen weiteren Weltrekord aufzustellen. Ort und Distanz steht noch nicht ganz fest, da wir noch warten müssen, welche Veranstaltungen zu welchem Datum angeboten werden. Ihr müsst euch also noch etwas in Geduld üben 🙂 – es geht aber wieder um Ultra Triathlon, so viel ist sicher. Zu meinen Trainingsinhalten gehören übrigens auf jeden Fall auch Trailruns. Das ist das perfekte Ausdauer- und Kraft-Training.

MOUNTAINMAN:

Dann warten wir mal ab, welche Rekorde als nächstes fallen. Wir wünschen dir auf jeden Fall ganz viel Erfolg in der Vorbereitung und natürlich auch für alle Wettkämpfe! Und wir freuen uns natürlich auch, wenn wir dich wieder bei einem MOUNTAINMAN begrüßen dürfen. Alles Gute dir weiterhin, Annalena

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