06.03.2023

Auf einen Gipfel mit: Florian Felch

Von Annalena

Florian Felch beim MOUNTAINMAN in Nesselwang

Florian Felch ist ein deutscher Ultratrailrunner. Er hat schon sehr erfolgreich an verschiedenen Trailrunning Veranstaltungen wie dem UTMB und dem Eiger Ultra Trail teilgenommen. Auch bei MOUNTAINMAN war er schon dreimal dabei. Beim 1. Wintertrail 2020 in Reit im Winkl, hier belegte er der den 3. Platz auf der L-Strecke. Im Oktober 2021 gewann der Lokalmatador außerdem die Königsdisziplin beim MOUNTAINMAN Nesselwang: 42km mit 2410hm. Zuletzt konnte er beim 1. MOUNTAINMAN in Pommelsbrunn 2022 den 2. Platz auf der Marathondistanz mit über 1.300hm belegen.

MOUNTAINMAN:

Hey Florian, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Fangen wir doch mal am Anfang an. Wie bist du denn eigentlich zum Trailrunning gekommen? Hast du schon in den Trailschuhen das laufen gelernt oder bist du erst später dazu gekommen?

Florian Felch:

Definitiv später. Das mit dem Sport kam sozusagen über den zweiten Bildungsweg. Irgendwann habe ich während des Studiums mit Triathlon angefangen. Das habe ich dann bis zum Ironman getrieben. Aber irgendwie war mir dieser Sport mit der Zeit zu steril, zu steif. Mit dem konsequenten Training, mit der omnipräsenten Wettkampfdenke, mit dieser Materialschlacht. Da habe ich meine Ausdauer lieber in die Berge gesteckt, die sowieso immer ein wichtiger Ort für mich waren. Das fühlte sich deutlich besser an, ehrlicher, selbstbestimmter. Und es hat dann eben auch gleich recht gut geklappt. Und jetzt geh ich halt in die Berge, und nicht mehr zum Trainieren.

MOUNTAINMAN:

Du hast schon bei vielen Trailläufen teilgenommen. Was macht für dich eine gute Trailrunning-Veranstaltung aus? Was war dein persönliches Highlight?

Florian Felch:

Ich bin eher nicht so der Eventmensch. Das Drumherum überfordert mich meist. So ist es letztendlich die Strecke, die es für mich ausmacht. Sie sollte irgendwie stimmig sein. Ein Thema haben. Ein Thema, das in die Gegend passt. Schnell und flowig. Hart und alpin. Oder auch matschig und lokal. Man merkt schnell, wenn eine Strecke irgendwas darstellen soll, was sie einfach nicht ist.

Highlights? Ja, was sich schon richtig tief in meine Läuferseele gefressen hat waren die Nonstop-MonteRosa-Umrundung (Ultra Tour Monte Rosa) und die Durchquerung der Belldonnes Massivs (L’échappée Belle). Beides Geschichten am Rand von dem was ich kann. Und was ich wollte.

Und klar, die Rennen, die man mal gewinnen konnte. Das sind schon so Sachen, die man immer wieder gerne aus der Erinnerungskiste kramt. Der Gebirgsmarahton Immenstadt 2019 oder 2018 der Chiemgau 100 sind da solche Kandidaten. Auch weil das einfach großartige, und zutiefst ehrliche Rennen sind.

MOUNTAINMAN:

Du warst 2020 beim 1. MOUNTAINMAN Wintertrail am Start und hast den 3. Platz auf der L-Strecke erreicht. War das dein erster Wettkampf im Schnee?

Florian Felch:

Ja und Nein. Ich bin hier im Allgäu auch schon Skipisten um die Wette raufgerannt. Oder habe mich durch tief verschneite transsilvanische Berge gewühlt. Aber in dieser Form, als richtiges Wintertrailrennen war es tatsächliches mein erstes.

MOUNTAINMAN:

Was würdest du sagen, ist das Besondere oder vielleicht auch die Schwierigkeit am Laufen im Schnee?

Florian Felch:

Naja, das ist halt so eine Sache mit diesem launischen weißen Zeug. Wenn man auf einer kompakten Altschnneedecke ein Kar hinunter bricht, oder lautlos durch Pulverhänge pflügt, dann ist er dein bester Freund. Wenn man aber stundelang im kniehohem Sulz rumwühlt, die messerscharfe Harschdecke deine Schienbeinen filetiert, und die Lawinenlage dir den Tag versaut, dann ist er ein ziemlicher Depp. Und wen von beiden man letztendlich da oben antrifft ist selten wirklich vorhersehbar.

MOUNTAINMAN:

Andreas Straßner hat uns erzählt, dass er beim MOUNTAINMAN Nesselwang wertvolle Tipps von dir bekommen hat. Hast du auch einen Tipp für die Starter*innen?

Florian Felch:

Es einfach mal vorher auszuprobieren, würde ich sagen. Mit dem Schuh. Mit der Ausrüstung. Wie sich das ganze anfühlt. Wie man damit zurecht kommt. Dann kann man sich das Rennen vielleicht auch etwas richtiger einteilen.

Florian Felch auf dem Downhill der Kappler Alp beim MOUNTAINMAN in Nesselwang
Beim MOUNTAINMAN in Nesselwang 2021 konnte Florian Felch nicht geschlagen werden: Platz 1 im Marathonrennen.

MOUNTAINMAN:

Du trainierst sicher viel, aber was machst du eigentlich, wenn du nicht gerade auf Trails unterwegs bist?

Florian Felch:

Um ehrlich zu sein trainiere ich gar nicht so viel. Aber ich bin auch so gut beschäftigt. Vorwiegend als Legoschurke, Piratensteuermann, Kissenschlachtopfer oder Schlittenhund. Zuweilen arbeite ich auch. Entwickle Maschinen und so. Und wenn tatsächlich noch was an Zeit über ist, dann darf ich auch noch etwas an unserem Modulhaus mitbasteln.

MOUNTAINMAN:

Zurück zu den Trails. Unser Race-Leiter Horst ist immer an schönen Strecken interessiert. Einige deiner Trainingsstrecken kann man auf deiner Website aufderstreckegeblieben.net verfolgen. Hast du eine Lieblingstrainingsstrecke?

Florian Felch:

Ja, die habe ich. Und jeden Tag eine andere. Grundsätzlich gibt es da aber schon so ein Faible für die technischen, alpinen Sachen. Irgendwas mit Grat, irgendwas mit Steig, irgendwas mit Obacht. Aber gerade noch so laufbar. Da zieht es mich oft in die Hintersteiner Gegend. Gaishorn, Hochvogel, Daumen und Konsorten. Aber neben diesen teilweisen eher humorlosen Kollegen, sind da ja noch die meist gut gelaunten Vorberge, die unkomplizierten Kumpels sozusagen. Mit ihrem riesigen Repertoire an kleinen spannenden Trailgeschichten. Besonders die Nagelfuhkette ist mir hier an Herz und Fuß gewachsen.

MOUNTAINMAN:

Die neue Saison steht vor der Türe. Planst du deine Saison von Anfang bis Ende durch, oder startest du auch mal spontan bei dem ein oder anderen Race?

Florian Felch:

Normalerweise plane ich die großen Sachen schon immer saisonübergreifend. Allein schon um überhaupt Startplätze zu bekommen. Oder entsprechende Reisen zu planen. Aber gerade die letzten Jahre war das ja alles etwas anders. Da bin tatsächlich ziemlich spontan in den Tag und die Saison hineingelaufen. Und ja, das hat sich auch nicht wirklich schlecht angefühlt, muss ich gestehen.

MOUNTAINMAN:

Gab es für dich ein besonderes MOUNTAINMAN Highlight?

Florian Felch:

Ganz klar der MOUTAINMAN Nesselwang im Oktober 2021. Wo ich dann doch etwas überraschend den ersten Platz über die XL-Strecke holen konnte. Das hat mich sehr gefreut. Ein wenig nach dem Motto: Klar, der Jüngste bist du nicht mehr, aber a bisserl was geht schon noch.

MOUNTAINMAN:

Vielen Dank für das sympathische Gespräch, Florian. Und bis hoffentlich bald, bei einem der MOUNTAINMAN Events.

Das könnte dir auch gefallen

Arbeiten, wo andere Urlaub machen